Rückwirkungen aus der Elektro-Infrastruktur (EMV)
Wenn Ihr Datennetz nicht (mehr) stabil läuft, Ihre Rechner "aussteigen", die elektronischen Systeme "spinnen" und/oder regelmäßig Defekte entstehen, muss es nicht unbedingt die Hard- oder Software sein. In immer mehr Fällen werden wir Sachverständigen mit Mängeln in der Elektro-Installation konfrontiert, die massive Rückwirkungen auf die Netzwerke haben.
Fast jede zweite Störung in Kommunikationsnetzen wird durch TN-C-Systeme (Vierleiter-Technik), Erdungsfehler und ungeeignete Mixe von Fünfleiter/Vierleiter-Technik (TN-C-S) verursacht. Der Ausfall von Telefonanlagen und IT-Infrastruktur bei Gewitter und nach Spannungsausfällen wird ebenfalls durch die ungeeigneten Installationen "unterstützt"!
Diese Problematik betrifft alle Formen von Kommunikationsnetzen, hier einige typische Beispiele:
- Standard Ethernet-LAN, Rechner "steigen aus", Daten gehen verloren oder werden verfälscht, Hardware-Defekte in unterschiedlichsten Variationen
- Stand-alone-Rechner, so auch im Haus des Verfassers selbst. Hier war die Garage fälschlicherweise mit Vierleiter-Technik angeschlossen. Immer wenn der Torantrieb lief, wurde die ISDN-Karte im Rechner massiv gestört. Bis zur Erkennung dieser Querbeziehung waren sehr viele Rechner-Neustarts erforderlich.
- Schwesternrufanlage (Lichtrufanlage) in einem Krankenhaus, eine moderne Anlage mit eigentlich maximalem Komfort für das Pflegepersonal "spinnt". Rufe kommen nicht durch oder es werden falsche Rufe erzeugt. Die NSHV (Niederspannungshauptverteilung) im Keller bot einen bunten Mix von falsch aufgelegten Kabeln. In einem anderen Fall war durch ein bei der Montage beschädigtes Kabel eine PE-N-Brücke "entstanden". Die Folgen waren vergleichbar!
- Telefonanlagen in jeder Bauform und Installationsort, spätestens bei einem Gewitter in der Nähe passiert der Totalausfall, wobei ein Hersteller besonders häufig in Erscheinung tritt.
- EIB-Anlage (KNX - Instabus), so passiert in einem Einfamilienhaus. Hier erfolgte durch verschiedene Verbraucher (z.B. Trockner) neben dem Technik-Raum eine derart massive Störbeeinflussung, dass die Aktoren ihre gespeicherten Daten verloren.
- LON-Bus in einem Bürogebäude. Die Schaltspitzen der Jalousie-Motoren kamen über den PE-N-Leiter und das Netzgerät auf den LON-Bus und führten bis zum Defekt von LON-Bus-Komponenten.
- SPS- und Fernwirktechnik, die Anlagen eines Wasserversorgers waren durchweg EMV-untauglich aufgebaut (Altlast) und führten zu Störungen in der Datenübertragung. Der Verteilprozess des Wassers wurde massiv beeinflusst, Stationen mussten personell besetzt werden!
Leider ist vielen Elektrounternehmen und Planern die Problematik nicht bewusst und es wird immer noch ungeeignet installiert. Wir Sachverständige leisten hier Aufklärungs- und Entstörarbeit direkt am Ort des Geschehens. Schulungsmaßnahmen unterschiedlichen Umfangs unterstützen die Ausführenden.
Die entsprechenden DIN-VDE-Normen (zum Beispiel VDE 0100-444) sind seit 1999 veröffentlicht. Damit kann sich heute keiner mehr herausreden, er habe es nicht gewusst. Diese Aussage gilt spätestens vor Gericht nicht mehr!
Denken Sie immer daran: der Strom richtet sich nicht nach aktuellen oder früheren VDE-Bestimmungen sondern immer noch nach den physikalischen Gesetzen von Kirchhoff und Ohm. Jedes Stück PEN-Leiter nach dem Hausübergabekasten des VNB (EVU) oder der NSHV führt zu den geschilderten Schwierigkeiten. Genau an dieser Stelle muss der ankommende PEN des VNB/EVU zu PE und N aufgetrennt sein und der Erdungspunkt (Potenzialausgleich) angeschlossen werden (ZEP - Zentraler Erdungspunkt). Danach darf nie wieder eine PE-N-Brücke oder ein 4-Leiter-Teilstück installiert sein.
Da kann ein VNB/EVU 100mal die PEN-Installation als Standard (TAB) proklamieren, was hilft es Ihnen, wenn Sie Unmengen an Zeit für eine Fehlersuche investieren, die mit einer TN-S-Installation überhaupt nicht angefallen wäre, weil kein Fehler auftritt! Außerdem gelten die DIN-VDE-Bestimmungen und nicht die Ausführungen eines EVU. Die alte VDE-Bestimmung, dass ab gewissen Querschnitten 4-Leiter-Kabel innerhalb der Gebäude verlegt werden dürfen ist unter EMV-Gesichtspunkten Quatsch!
Juristische Komponente:
Wenn Sie im Rahmen einer Ausschreibung 4-Leiter-Kabel verlegen sollen (weil der Planer es so möchte), weisen Sie ihn schriftlich auf die Probleme hin und fordern Sie schriftlichein, wenn er trotzdem auf 4-Leiter-Kabel besteht. Dann sind Sie bei einem Rechtsstreit juristisch kaum angreifbar. Die EN50310 fordert ein TN-S-System in Gebäuden mit IT-Ausstattung seit 2001 verbindlich!
Mein Tipp: Achten Sie darauf, dass in einem Objekt mit elektronischen Systemen ein ordnungsgemäßes TN-S-System installiert ist. Dies muss messtechnisch überprüft sein, nicht nur gut aussehen.
Beispiele:
Obige Grafik zeigt eine prinzipielle Realisierung bei eigenem Trafo, ein ZEP (zentraler Erdungspunkt) ist realisiert, auf der PE-N-Brücke besteht die Möglichkeit einer permanenten Überwachung des Systems auf Fehler.
Bei einer Einspeisung mit PEN-Leiter beim klassischen TN-C-Hausanschluss muss der PEN-Leiter auf die N-Schiene aufgeschaltet werden. Hier rebellieren zwar erfahrungsgemäß die Normen-Gläubigen, aber jede andere Verschaltung wirkt sich wieder EMV-verschlechternd aus.
Nur diese Verschaltung ermöglicht wieder die permanente Messung auf der PE-N-Brücke, wo normalerweise kein Strom fließen darf.
Da kann ein VNB/EVU 100mal die PEN-Installation als Standard (TAB) proklamieren, was hilft es Ihnen, wenn Sie Unmengen an Zeit für eine Fehlersuche investieren, die mit einer TN-S-Installation überhaupt nicht angefallen wäre, weil kein Fehler auftritt! Außerdem gelten die DIN-VDE-Bestimmungen und nicht die Ausführungen eines VNB/EVU. Die alte VDE-Bestimmung, dass ab gewissen Querschnitten 4-Leiter-Kabel innerhalb der Gebäude verlegt werden dürfen ist unter EMV-Gesichtspunkten Quatsch!
Aktuelle Normen beschreiben den Stand der Technik. Man darf sich Normen nicht "aussuchen", welche gerade passen, wenn das dann die "alten" sind, die nur auf den Personenschutz abheben, nicht aber auf die EMV-Problematik. Die nicht passenden (neuen, mit EMV-Berücksichtigung) werden dann einfach ignoriert ???? Das darf doch wirklich nicht sein!